"VETART goes west", Gruppenausstellung in der Hofburg Innsbruck!

Waren bis vor über 100 Jahren die höfischen Räume allein dem Hochadel vorbehalten, der sich die Künstler für Auftragsarbeiten anstellte, so sind sie heute auch für freie Künstler_innen und die Tierärzt_innen des VETART – Kunstforum zugängig. Beide verbindet die dazugehörigen Stallungen, wo früher die Pferde des Herrschers gehalten und sie auch gesundheitlich betreut wurden. Dienten die Hofstallungen mit ihren Tieren seinerzeit dazu, Länder zu erobern und Macht zu erhalten, so mutieren sie heute zu Räumen der Wahrnehmung und Reflexion der Geschichte und der Gegenwartskunst, was auch in der Gleichzeitigkeit aktueller Ausstellungen sichtbar wird.

Die Tierärzt_innen pflegen normalerweise den beruflichen Umgang mit dem Vieh – vor allem dem kranken – und widmen sich zunehmend der zeitgenössischen Kunst. Meist sind sie Autodidakten mit Empathie und Kreativität und empfinden eine ästhetische Berufung. Dem rationalen, beruflichen Alltag steht hier eine emotionale und experimentierfreudige Parallelwelt der Kunst gegenüber, die frische Farbe in den Berufsalltag bringt. Dadurch werden die in ihrer kargen Frei-Zeit künstlerisch tätigen Tierärzt_innen zu Synästheten, die beide Welten über die rechte, rationale wie auch die linke, kreative Gehirnhälfte wahrnehmen können. In der Hofburg Innsbruck gab es dazu vielfältige Beispiele, Zugänge und Statements der dort ausstellenden Künstler_innen zu bewundern:

Irmgard Falkinger-Reiter zeigte digitale Fotografien von sieben Kühen vor den Sälen des Linzer Brucknerhauses. Sie hat eine Programmierung geschaffen, damit die Kühe mittels ihrer vielfältig gesammelten Daten muhsizieren können: QmusiQ. Die ausgestellten Werke wurden auf gleiche Flotzmaulhöhe unter Zuhilfenahme eines Laserstrahles gehängt, wie er auch bei Melkrobotern zum Auffinden der Zitzen dient.

Sylvia Kölbl stellte Acrylbilder aus, deren gemeinsamer Titel „mimikry“ auf punktuell gearbeitete Werke mit feinen Farbnuancen hinweist, in denen sich nur bei genauem Hinsehen Tiermotive erkennen lassen, was auf die analytischen Diagnostikfähigkeiten der Künstlerin hinweist.

Elisabeth Wagner zeigte in ihren Acrylcollagen tierische Motive mit Abstraktionen sowie chirurgische Skulpturen aus Osteosynthesematerial, die sie mit Tiroler Glas-Edelsteinen von Swarovski veredelt.

Beatrix Leitold, Kuratorin der Ausstellung, erarbeitete ebenfalls einen neuen Zyklus von Acrylcollagen, die abstrakte Formen mit gesellschaftlichen Motiven verschmelzen lassen.

Gertrud Keck sucht in ihren Ölgemälden den Kontext zu Themen der Zeit, wenn Sie Inhalte wie Tourismus und Wild, sowie Referenzen zu Christoph Ransmayr oder dem Nobelpreisträger Viktor Hess herstellt.

Heinz Strahl drückt in großformatigen Ölbildern seinen Humor aus und verwendet Hühner als Synonyme für den Menschen. Sein Geschichtsbezug  zeigt sich in einer ambitionierten Darstellung von Kaiser Maximillian I. bei seiner Wiedergeburt mit einer Haube von Albrecht Dürer.

Regina Czerna befasste sich in ihrem Fotozyklus mit Studien von Strukturen, Kontrasten und Formen des schwedischen Lapplandes, deren Farbempfindungen nur bei genauem Hinsehen als solche wahrgenommen werden können.

Peter Wagner, ebenfalls Fotograf, war mit einem architektonischen Impressionszyklus aus London vertreten. Diese besonderen perspektivischen Arbeiten verlangen einen scharfen Blick für Details.

Bernhard Steiner stellte Kärntner und italienische Landschaftsaquarelle zur Ansicht aus, die er aus ländlichen Motiven ableitet und mit seiner besonderen Arbeitstechnik schichtweise in leuchtende Farben umsetzt.

Prof. Kurt Matzler, Ökonom an der Universität Innsbruck, prägte den Begriff der „disruptiven Innovationen“, wenn neue Ideen in Nischen heranwachsen, für die der Markt bzw. die Kunden noch keine Verwendung signalisieren. Umgelegt auf die Kunst würde dies für den tierärztlichen Berufsstand bedeuten, ihn über den fachlichen Selbstzweck hinaus mit zusätzlichen kreativen Potentialen auszustatten und darzustellen. Unabhängigkeit, Kreativität und Forschergeist sind dabei gute Voraussetzungen, denen sich das VETART – Kunstforum in der künstlerischen Arbeit seiner Mitglieder gerne bedient!

Großer Dank für das Zustandekommen der Ausstellung gebührt Frau ADir. RRat Waltraud Schreilechner von der Hofburg Innsbruck und Herrn Dr. Peter Wassermann von der Österreichischen Tierärztekammer - Landesstelle Tirol, sowie den zahlreichen Sponsoren ÖTK – Tirol, Prozoon, MSD Tiergesundheit, Richter Pharma AG und ZOETIS.

Die Ausstellung war von 4. bis zum 29. Mai geöffnet.

Text- und Fotocredits: ©VETART – Kunstforum

 

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